Jakobs-Kreuzkraut-Epidemie im oberen Dreisbachtal
Ein gelbes Blütenmeer, das sich über Wiesen und Weiden erstreckt, ist ein vertrauter Anblick im Sommer. Eine der Pflanzen, die oft in dieser Umgebung zu finden ist, ist das Jakobs-Kreuzkraut (Senecio jacobaea). Doch hinter seiner scheinbaren Schönheit verbirgt sich eine faszinierende und zugleich gefährliche Biologie.
Das Jakobs-Kreuzkraut gehört zur Familie der Korbblütler und ist in Europa heimisch. Es bevorzugt trockene und sonnige Standorte, wie zum Beispiel Weiden und Straßenränder. Die Pflanze kann eine Höhe von bis zu einem Meter erreichen und hat charakteristische gelbe Blütenköpfe, die an kleine Sonnenblumen erinnern. Doch ihre wahre Besonderheit liegt in den Inhaltsstoffen, die sie enthält.
Die gesamte Pflanze, von den Blättern bis zu den Wurzeln, ist mit giftigen Pyrrolizidinalkaloiden (PAs) durchsetzt. Diese chemischen Verbindungen dienen dem Jakobs-Kreuzkraut als natürlicher Schutzmechanismus gegen Fraßfeinde. Die PAs sind hoch toxisch und können bei Tieren, einschließlich Weidetieren wie Pferden und Rindern, schwere Leberschäden verursachen. In der Tat ist das Jakobs-Kreuzkraut eine der Hauptursachen für Pflanzenvergiftungen bei Nutztieren.
Nutztiere reagieren unterschiedlich auf die Pflanze. Pferde sind besonders gefährdet, da die tödliche Dosis schon bei 40-80 g Pflanzenmasse pro Kilogramm Körpergewicht liegt. Dies entspricht bei einem 350kg Pferd einer Menge von 14-20 kg frischer Pflanzenmasse, bzw. 2,4 kg Trockenmasse im Heu („Das Jakobskreuzkraut“, Flyer der Biologischen Station Siegen Wittgenstein). Das sich die Giftstoffe in der Leber ansammeln, stirbt das Tier, wenn es im Laufe seines Lebens diese Menge aufgenommen hat. Schon kleinere Mengen können zu Schäden führen. Bei akuten Fällen gibt es keine Heilungsmöglichkeit.
In den letzten Jahren hat sich das Jakobs-Kreuzkraut auch auf den Weiden um Oechelhausen herum stark ausgebreitet. Die Bekämpfung stellt eine große Herausforderung dar. Aufgrund seiner Giftigkeit können chemische Herbizide nur begrenzt eingesetzt werden. Stattdessen konzentrieren sich viele Maßnahmen auf das rechtzeitige Entfernen der Pflanze, bevor sie Samen produziert. Um unsere Heu- und Weidewiesen freizuhalten, gehen wir, wie auch andere Pferdehalter im oberen Dreisbachtal, regelmäßig vor dem Mähen und Weiden über die Wiesen und reißen die Pflanzen mit der Wurzel heraus.

Leider wird auf den meisten Heuwiesen im oberen Dreisbachtal das Jakobs-Kreuzkraut nicht bekämpft, sondern das Vorhandensein wird ignoriert, die Wiesen werden gemäht, das Heu zu Ballen gepresst und abtransportiert (Futter?). Dies geschieht oft nach der Blüte, mit dem Resultat, dass sich die Pflanze dort immer weiter ausbreitet. Eine Bekämpfung auf den eigenen Wiesen wird dadurch immer schwieriger. Sollte die Entwicklung so weitergehen, dann wird vielleicht die Nutztierhaltung in Oechelhausen vollkommen unmöglich werden.





