Fahrrad fahren bei Frost
Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt mag ich am liebsten in der Tiefkühltruhe, aber nicht in direktem Kontakt zu meiner Haut. Trotzdem muss ich als Radfahrer, auch wenn ich das bike nicht wettkampfmäßig gebrauche, manchmal bei Frost aufs Rad. Ich will ja schließlich nicht mehrere Wochen im Winter auf mein geliebtes Zweirad verzichten. Eine Überwindung ist es trotzdem, jedes Mal.
Am Montag war wieder so ein Tag. Als Rentner habe ich wenigstens die Möglichkeit den Aufgang der Sonne abzuwarten, aber dann startete die Tour mit dem mühsamen Einkleiden. Vier Oberteile, zwei Hosen, einen Schutz für das empfindliche Gesicht, eine Mütze, in erster Linie für die im Wind abstehenden Ohren, drei Paar Socken, von dünn bis dick. Es war ein Wunder, dass ich so noch in die Schuhe passte und sogar ohne fremde Hilfe aufs Rad klettern konnte. In dem kleinen Rucksack, den ich fast immer dabei habe, verstaute ich wärmere Ersatzhandschuhe, Regenklamotten, Handy, Kleingeld, man weiß ja nie was so passiert.

Gegen halb elf ging es los. Sonnenschein und minus fünf Grad, ein Wetter das in mir für eine positive Stimmung sorgt. Zunächst mit dem Wind die ersten Kilometer leicht bergab. Sehr schnell begann mein Körper zu heizen und ich vergaß die Kälte. Alles fühlte sich gut an. Die Straßen waren schnee- und eisfrei, allerdings waren auf den Wirtschaftswegen die Pfützen und Bäche der vergangenen Tage gefroren. Wenn man weiß wo sie sind kein Problem.
Autos waren nur wenige unterwegs. Ein Vorteil, wenn an auf dem Land lebt. Andere Radfahrer begegneten mir auf den ersten fünfzehn Kilometern keine. Nur eine Spaziergängerin mit Kinderwagen, die keinen zufriedenen Eindruck machte und den Wagen vorsichtig über den gefrorenen Bach, der gestern noch über den Weg lief, schob. Keine Hundebesitzer, die ihren Bello frei laufen ließen und der einen Radfahrer als willkommenen Spielkameraden wahrnahmen oder aber, was auch schon mal passiert, als gern gesehene Beute.
Nach eineinhalb Stunden meldete sich mein rechter Fuß und meinte, es würde ihm doch jetzt ein wenig kalt. Zu wenig Platz im Schuh könnte der Grund gewesen sein, also das nächste Mal nur zwei Paar Strümpfe. Aber ich war ja auch schon fast wieder zu Hause angekommen und beendete meine Tour nach fast zwei Stunden.
Fahrrad fahren bei Frost ist nicht nur möglich, es macht auch Spaß, oder?